Spannende Wettkämpfe beim 28. Internationalen Läuferzehnkampf
Der 28. Internationale Läuferzehnkampf ist schon ein paar Tage Geschichte, trotzdem (oder gerade mit dem nötigen Abstand) möchte ich noch einen kleinen Bericht schreiben.
Nachdem 2010 das Siegerpodest in der Gesamtwertung fest in der Hand Thüringer Sportler war, gab es bei den Frauen in diesem Jahr ein ganz anderes Bild. Siegerin wurde Yvonne Brandecker vom Harzgebirgslaufverein Wernigerode, die sich mit ihren Leistungen über 3.000 m und 5.000 m in die Top30 eintragen konnte. Yvonne holt damit den vierten Gesamtsieg der Frauen nach Sachsen-Anhalt. Der erste anhaltinische Sieg ging 1991 an Sigrid Schwarz, die Siege zwei und drei holte 1995 und 1997 Heike Horack, die sich dieses Jahr wieder unter die Läufer gemischt hatte und mit ihrem sechsten Platz sicher sehr zufrieden ist.
Ohne großes Aufsehen wurde Karolin Bauer vom Chemnitzer LV MEGWARE zweite in der Gesamtwertung. Ihre beste Platzierung war ein zweiter Platz über 5000 m. Auf den Sprintstrecken war sie eher im Mittelfeld und auf fünf Strecken (800, 1000, 1500, 3000, 10000) erreichte sie jeweils Platz vier. Mit ihren gleichmäßig guten Leistungen erfüllt sie damit das klassische Bild einer vielseitigen Läuferin.
Mit Gabriele Tendler vom LAV Halensia kam eine zweite Frau aus Sachsen-Anhalt auf das Treppchen. Da Luise Vanderheyden, die Vorjahressiegerin, die abschließenden 10.000 m nicht mitgelaufen ist, hatte Gabriele plötzlich den dritten Platz im Blick. Um den aber zu erreichen, war es unbedingt nötig, einen neuen Landesrekord der W50 von Sachsen-Anhalt über 10.000 m zu laufen. Das war bei der Hitze, die bereits 9 Uhr zum Start herrschte keine leichte Aufgabe. Aber mit 43:51,55 überbot sie den Rekord um rund eine Minute und erreichte mit 29 Punkten Vorsprung den 3. Platz. Sie selbst bezeichnete das Rennen als "Lauf ihres Lebens".
Bei den Männern standen wie vor einem Jahr drei Thüringer auf dem Siegerpodest, aber es waren drei neue Sportler. Ganz oben stand in diesem Jahr mit Tim Herold vom ASV Erfurt ein L10K-Neuling. Bereits mit seinen für den ersten Tag gemeldeten Vorleistungen war er auf Platz zwei gesetzt (deshalb die Startnummer 52). Über 1.500 m hätte er das Zeug gehabt, einen neuen L10K-Rekord zu erzielen. Sein Trainer, der zufällig auch der Sprecher im Stadion war, riet ihm aber zu mäßigerem Tempo. Mit 4:04,41 konnte er sich aber in die Top 30 auf dieser Strecke eintragen. Seinen Gesamtsieg erkämpfte er sich erst im 10.000-m-Lauf. Mit 34:10,04 nahm er dem Zweitplatzierten Robin Schade mehr als zwei Minuten ab und erreichte so den Sieg.
Der Zweitplatzierte Robin Schade vom SV Sömmerda hatte bereits zwei Läuferzehnkämpfe 2007 und 2009 absolviert. Er fühlt sich auf den Mittel- oder Langstrecken deutlich wohler als auf den Sprintstrecken. Meter für Meter holte er sich die Punkte zurück, die er beim Sprint im Vergleich zur Spitze verloren hatte. Vor dem letzten Lauf lag er bereits auf Platz zwei. Für den Gesamtsieg hätte Tim Herold ihn nicht überrunden dürfen. Bis etwa Kilometer 5 konnte er das Tempo hoch genug halten. Dann war der Atem von Tim Herold schon zu spüren. Von da an lief es bei Robin sichtbar schwerer. Vielleicht hatte er auch mit der Mittagshitze zu kämpfen. Tim Herold lief ab diesem Punkt immer lockerer. Mit großen Schritten rannte er und baute seine Führung aus. Robin Schade kämpfte bis in Ziel und hielt damit seinen zweiten Platz.
Als Drittplazierter kam Dominique Sellmann ebenfalls ein L10K-Neuling auf das Treppchen. Bis zu abschließenden 10.000-m-Lauf lag der Sprinter aus Mühlhausen mit 11 Punkten vor Robin Schade und 73 Punkten vor Tim Herold auf dem ersten Platz. Er verzichtet aber auf das direkte Duell, weil er am Nachmittag noch ein Fußballspiel mit seiner Mannschaft bestreiten wollte. Er lief im langsamsten Männerlauf einsam eine für Sprinter sehr beachtliche Zeit von 40:08,78. Damit stand bereits der 3. Platz nahezu fest.
Zum dritten Mal nach 1996 und 2006 standen beide Vorjahressieger wieder am Start. Luise Vanderheyden (SV Sömmerda) verzichtete wie fast alle Sömmerdaer Jugendlichen auf die beiden längsten Strecken, um keine Spritzigkeit für die thüringischen Landesmeisterschaften einzubüßen. Mit acht Disziplinen, von denen sieben eine Eintragung in die Top30 brachten, erreichte sie immer noch Platz 4. Thomas Häusler rechnete sich nach einem sehr guten 800-m-Lauf durchaus Chancen auf die Titelverteidung aus, verletzte sich aber bei den 200 m.
In diesem Jahr konnten sich sieben Teilnehmer insgesamt 14mal in die Top30 eintragen. Neben den bereits genannten schafften das Brigitte Michaelis (USC Magdeburg; 60 m), Johanna Vanderheyden (SV Sömmerda; 100 m), Tina Donder (SV Sömmerda; 800 m) sowie Mareike Vanderheyden (SV Sömmerda; 200 m).
Manchmal frage ich mich, wer beim Läuferzehnkampf die größte Leistung vollbringt. Sind es die Sieger? Sind es die über 70jährigen (Willi Scheidt, Gerd Griepahn und Folker Görlach), die in Mühlhausen sehr beachtliche Leistungen gebracht haben? War es Hannes Christansen, der nach einem harten Trainingsjahr bei seinem ersten L10K neun persönliche Bestleistungen erzielte? War es Johannes Beulshausen, der sich auf allen zehn Strecken verbessert hat und 1180 Punkte mehr als im vorigen Jahr einsammeln konnte? Im physikalischen Sinne des Wortes Leistung war es vielleicht sogar Solveig Grömmer, einfach weil sie am längsten auf der Bahn war und dabei jeden Meter genossen hat.
Zur Veranstaltung selbst braucht man nur zwei Worte zu sagen: einfach toll! Ein schnelles Kampfrichterteam; ein super Sprecher, der die vielen Informationen aus vergangenen Jahren in leicht verdaulichen Häppchen in die aktuelle Kommentierung einarbeitete; abwechslungsreiche Verpflegung zu kleinen Preisen; Laufergebnisse unmittelbar nach dem Lauf; Wasser und Schwämme bei allen Läufen; Fettbemmen bei der Stadtrundfahrt; Selbst hergestellte Pokale und Medaillen - um nur einige der vielen netten Kleinigkeiten aufzuzählen, die den Läuferzehnkampf zu einem gelungenen Sportfest gemacht haben. Noch einmal vielen Dank nach Mühlhausen!
Der nächste Internationale Läuferzehnkampf findet vom 17. bis 20. Mai 2012 in Albi (ca. 80 km von Toulouse entfernt) statt. Ich hoffe, Ihr kommt wieder so zahlreich nach Südfrankreich. Eine Idee für die Anreise kam bereits von Oliver Müller: Mühlhausen ist der Mittelpunkt Deutschlands - Wir treffen uns in Mühlhausen und fahren von dort gemeinsam ... Eine andere Idee wäre ein Sammelbus, der zum Beispiel in Berlin losfährt und an verschiedenen Stationen Leute einsammelt ...
Uwe Warmuth, 27.06.2011